Recht auf Land und Eigentum
Die Organisation Northlight Green Services setzt sich in Norduganda für die Rechte von Frauen und jungen Menschen auf Land und Eigentum ein.
„Dank der Arbeit von Northlight Green Services in unserer Gemeinschaft habe ich wieder die Möglichkeit, das Land meiner Familie zu bearbeiten und Nahrungsmittel anzubauen.", erzählt Mary Okon* (*Name von der Redaktion geändert). „Ohne die Nutzung dieses Stück Landes hätte ich nicht die Möglichkeit, mich zu ernähren." Mary Okon* lebt im Dorf Agonga B im Bezirk Koch Goma in Norduganda. Sie ist eine von vielen „Returnee girls", jungen Frauen, die nach dem Scheitern einer Ehe, oft aufgrund häuslicher Gewalt, ins Elternhaus zurückkehren. Diese Frauen werden von der Familie und der Gesellschaft als Ausgestoßene betrachtet und oft als duc pacu, Rebellen, bezeichnet. Das ist ein Name, der ehemaligen Rebellen der Lord Resistant Army gegeben wurde. Viele dieser Mädchen kehren mit Kindern zurück und bekommen keinen Zugang zum Land in ihrem Elternhaus, obwohl das Landbesitzsystem der Acholi, der lokalen Bevölkerungsgruppe, ihre Landrechte eigentlich schützt. 70 % der Ugander:innen leben in Subsistenzwirtschaft, also von dem, was ihr Land hergibt. Recht auf Land wiederum ist also existenziell notwendig, um Nahrungsmittel anbauen zu können - ist das nicht möglich, können die Frauen sich und ihre Kinder nicht ernähren. Auch die nationalen Gesetze Ugandas diskriminieren Frauen in Bezug auf Landbesitz und Eigentum nicht ausdrücklich, sie besitzen aber faktisch aufgrund der praktizierten gewohnheitsrechtlichen Besitzverhältnisse, die auf den patriarchalen Strukturen beruhen, und aufgrund fehlenden Wissens selten Land oder die Kontrolle darüber. Auch die Enteignung und Vertreibung von Witwen vom Landbesitz ihres verstorbenen Ehemannes ist nach wie vor gängige Praxis.
Wissenserwerb zur Rechtslage
Die Acholi-Region im Norden Ugandas, wo Frau Okons* Dorf liegt, ist nach der Karamoja-Region im Osten der Landesteil Ugandas mit der höchsten Armutsrate - 68 % der der Menschen leben laut der offiziellen ugandischen Statistik in Armut (UBOS, 2020). Unsichere Besitzverhältnisse machen es Frauen, Kindern und anderen vulnerablen Gruppen in dieser Situation besonders schwer, ihre Ernährung und den Lebensunterhalt sicherzustellen. Darüber hinaus sind in der Region Landkonflikte zwischen Clans und innerhalb von Familien besonders häufig.
Unsere Partnerorganisation Northlight Green Services (NGS) reagiert in dem gemeinsamen Projekt auf diese Situation. Die 2021 offiziell gegründete Organisation NGS hat sich eine „friedliche, informierte und wirtschaftlich gestärkte Gesellschaft in Norduganda, die sich effektiv an der nationalen Entwicklung beteiligt und dazu beiträgt" zum Ziel gesetzt.



Ehrenamtliche „Landrechtsverteidiger:innen" sind sehr gefragt
Erreicht werden soll dieses Ziel zum Beispiel durch Bewusstseinsbildung und Sensibilisierungsworkshops, Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung und Ausbildung ehrenamtlicher „Landrechtsverteidiger:innen"(LRDs, von dem englischen Ausdruck Land Right Defenders), die in ihren Gemeinden als kompetente Ansprechpersonen und Mediatoren auftreten. Im Sommer 2024 wurden im Rahmen eines „Pilotprojekts" (Anm: ein erstes Projekt zwischen Bruder und Schwester in Not und der Partnerorganisation) die ersten LRDs ausgebildet. Das Angebot von NGS war sehr erfolgreich, den ehrenamtlichen Landrechtsverteidiger:innen wurden von Beginn an regelrecht die Türen eingerannt: Bereits beim Follow-Up-Treffen im September konnten sie von diversen Anfragen zum Thema Landrechte weit über ihre eigenen Dörfer hinaus berichten. Dabei reichten ihre Einsätze von Mediation in Nachbarschaftskonflikten über kriminelle Vergehen, die an die Polizei weitergegeben wurden, bis hin zu einer heiklen Auseinandersetzung mit einem Vertreter der Regionalregierung.

Jennifer Okusia ist Gründerin und Geschäftsführerin von NGS
Ziel: Bekämpfung der Armut durch Zugang zu Ressourcen
Neben den Landrechtsverteidiger:innen als sichtbare Ansprechpersonen vor Ort wurden bereits in den ersten Monaten Schulungen und Treffen mit öffentlichen und traditionellen Führungspersönlichkeiten durchgeführt. Radiosendungen und Auftritte bei öffentlichen Versammlungen tragen zur breiteren Information der Menschen bei.
„Unser wichtigster Beweggrund für die Gründung von NGS war die (…) Beteiligung an der Lösung des Entwicklungsparadoxons in Norduganda.", so Jennifer Okusia, die Gründerin von Northlight Green Services. Mit Entwicklungsparadoxon meint sie die vorherrschende Armut der Acholi-Region trotz der reichlich vorhandenen Ressourcen. Jennifer Okusia stammt selbst aus dieser Gegend und entschied sich nach 17 Jahren Entwicklungsarbeit in verschiedenen internationalen Organisationen, in ihre Herkunftsregion zurückzukehren. Weiters motivierte Jennifer Okusia die Tatsache, dass es in Norduganda nur sehr wenige von Frauen geführte Organisationen gibt, obwohl Frauen, Kinder und Jugendliche, die am stärksten von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen sind. NGS soll daher auch eine Plattform für die Entwicklung von Führungskompetenzen von Frauen und Jugendlichen darstellen, damit diese sich effektiv an der Gestaltung der Entwicklungspolitik und -agenda beteiligen können. Davon ist Jennifer Okusia überzeugt: Nur so können ihr Leben, ihre Gemeinden und letztendlich die Region Nord-Uganda nachhaltig zum Besseren verändert werden.
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