20.03.2025

Oscar Romero:

Heiliger Fürsprecher der Unterdrückten bis heute

„Es ist nicht Gottes Wille, dass die einen alles und andere nichts haben.” Diese Worte von Oscar Romero sind bis heute aktuell. Der Erzbischof von San Salvador bewegt als Verfechter von Gerechtigkeit und Gleichheit seit den 1970er Jahren das Land El Salvador. „In der gegenwärtigen Situation, in der die salvadorianische Gesellschaft mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert ist, wird ein Teil seines Erbes wieder aufgegriffen...” so Joel Sáenz, Direktor der Organisation Fundación Segundo Montes ONG [FSM].

Der Weg zum Erzbischof von San Salvador

Oscar Romero wurde am 15. August 1917 als zweites von acht Kindern in Ciudad Barrios in El Salvador geboren.  „Er hat von uns allen vielleicht am meisten gebetet." Dies sagte einmal seine Schwester Zaida Romero über ihn. Schon jung äußerte er den Wunsch, dass er gerne Priester werden wollte. Da die Familie wenig hatte, brachte ihn seine Mutter mit 13 Jahren ins Priesterseminar nach San Miguel, von wo aus er seinen Weg zum Priester begann. Ein Teil seines Studiums absolvierte er auch in Rom und wurde 1942 zum Priester geweiht. Zurück in El Salvador war Romero zunächst Pfarrer in San Miguel und wurde dann Direktor des Priesterseminars. Menschen, die in dieser Zeit mit ihm zu tun hatten, sagen über ihn, dass er zwar korrekt und streng, aber für die Seminaristen oft auch Familienersatz war. Er war auch für seine Gutherzigkeit bekannt. Täglich sammelten sich Bedürftige vor dem Priesterseminar, wo Romero ihnen etwas Geld gab und allen, die später kamen, auch etwas zum Essen und einen Schlafplatz anbot.
1974 wurde Oscar Romero Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 Erzbischof von San Salvador.

Oscar Romero El Salvador
Unterdrückung El Salvador
Bischof El Salvador

„Sie können mich töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit” (Oscar Romero)

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde El Salvador vor allem von 14 Familien beherrscht. Die Großgrundbesitzer drängten die Kleinbauern in die Städte ab, wo diese meist unter Armut litten und aus diesem Grund politisch verbotene Gewerkschaften bildeten. Regimegegner:innen wurden gefoltert, ermordet oder verschwanden. 
Bis zur Einsetzung als Erzbischof von San Salvador geriet Romero nicht in politische Konflikte. Der 12. März 1977 war ein prägender Tag für Oscar Romero, der seine Haltung zum Regime schlagartig änderte. Der Jesuit Pater Rutilio Grande, ein guter Freund Oscar Romeros, engagierte sich auf der Seite der Landarbeiter:innen. Kurz nach Romeros Ernennung zum Erzbischof fiel Grande einem solchen politischen Mord zum Opfer.
Dieser Vorfall und die Armut der Menschen bewegte Romero dazu, selbst politisch aktiv zu werden. Romero: „Als ich Rutilio so tot daliegen sah, dachte ich, dass auch ich den gleichen Weg gehen würde.” Er klagte die Morde an und forderte deren Aufklärung. 
In seinen Predigten kritisierte Oscar Romero immer wieder die Regierung, machte auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam und stellte sich auf die Seite der von Armut betroffenen Teile der Bevölkerung. Obwohl er die Befreiungstheologie* bis zu diesem Zeitpunkt kritisch gesehen hatte, wandte er sich ihr nach dem Mord an Grande aktiv zu. Seine Predigten wurden im Radio im ganzen Land übertragen und hatten eine große Reichweite.
Die Reaktion der politischen Akteure ließ nicht lange auf sich waren: Durch seine Position als respektierter Mann und Erzbischof El Salvadors, wurde er als Gefahr gesehen und erhielt regelmäßig Todesdrohungen. Am 24. März 1980 wurde er während einer Messe von einem Auftragsmörder erschossen

Unterdrückung El Salvador
Aufstand Rutilio Grande
Helfen in Mittelamerika

„Ich werde im Volk von El Salvador wieder auferstehen.”

Soll Romero einmal gesagt haben. Heute sind an vielen Orten im Land Abbildungen des Erzbischofs von San Salvador an Wänden und Mauern zu finden. Bis heute hat sein Engagement große Bedeutung für die Menschen. Nicht zuletzt, weil die damaligen Probleme nach wie vor aktuell sind. „Nach dem Friedensabkommen (Anm.: nach der Militärdiktatur) gab es große Fortschritte bei der Suche nach sozialer Gerechtigkeit, aber heute gibt es aufgrund der Maßnahmen der gegenwärtigen Regierung Stagnation und Rückschläge”, so Joel Sáenz von FSM.  Am 23. Mai 2015 wurde Oscar Romero von Papst Franziskus selig- und am 14. Oktober 2018 heiliggesprochen. Sein Todestag ist für viele ein wichtiger Gedenktag für sein Engagement. Für die Menschen, so Sáenz, ist er bis heute „ein Märtyrer, der sein Leben für die Schutzlosen und Misshandelten opferte und der in Zeiten der Unterdrückung den Mut hatte, seine Stimme zu erheben.”
 

Wann starb Romero?

Die Arbeit von FSM konzentriert sich auf auf ländliche Gemeinden mit den Familien mit den niedrigsten Einkommen. Joel Sáenz: „Daher sind wir durch die Lehren Oscar Romeros dazu angehalten, Hand in Hand und in ständiger Abstimmung mit diesem Bevölkerungssektor zu arbeiten und so gemeinsam  Entwicklung anzustreben - ohne Menschenleben zu gefährden.” Bitte unterstützen Sie die Arbeit von Fundación Segundo Montes und unseren anderen Partnerorganisationen in El Salvador: 

*Befreiungstheologie: Die Befreiungstheologie versteht die weltweite lebensbedrohliche Armut als das wichtigste Zeichen der Zeit. Die „Welt der Armen“ ist für die Befreiungstheologie der vorrangige Ort, an dem sich Gott finden lässt, und von dem aus über Gott gesprochen werden kann.


Text: Theresa Kert

Fotos: 

Quellen: 
Vatican News
Romero Initiative
Oscar Romero, ein Porträt aus tausend Bildern – Maria López Vigil