02.10.2025

Lernen unter schwierigen Bedingungen

Ugandas langer Weg zur Bildung

Warum sollte uns Bildung in Uganda interessieren? Für viele von uns ist Bildung so selbstverständlich, dass wir sie kaum als Privileg wahrnehmen. Wir lesen Zeitungen, scrollen durch soziale Medien oder greifen zu Büchern, ohne darüber nachzudenken. Doch für jemanden ohne Zugang zu Bildung wäre es unmöglich, diese Zeilen zu lesen.

Wenn ich dich nach deinem Lieblingsbuch frage, hättest du vermutlich sofort eine Antwort. Für viele Kinder und Erwachsene in Uganda ist diese Frage unvorstellbar – sie hatten nie die Chance, lesen zu lernen, geschweige denn ein Buch zu genießen. Bildung bedeutet weit mehr als Lesen und Schreiben. Sie ist ein Tor zu Wissen, stärkt den Geist, befreit von Unwissenheit und verleiht Würde. Bildung ist ein Reichtum, der einem nicht genommen werden kann, und eröffnet Träume und Möglichkeiten, die einem Menschen ohne sie versagt bleiben.

Warum also bleibt der Zugang zu Bildung in Uganda so schwierig? Uganda liegt in Ostafrika, umgeben von Kenia, Tansania, Ruanda, dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo, mit dem Viktoriasee im Süden. Kinder beginnen dort mit etwa sechs Jahren die Schule: sieben Jahre Volksschule, vier Jahre Unterstufe, zwei Jahre Oberstufe und schließlich drei oder mehr Jahre an einer Universität oder Hochschule. Vorschulen gibt es vor allem in Städten, auf dem Land sind sie selten.

Hohe Kosten trotz freier Grundschule

Seit 1997 ist der Besuch der Volksschule offiziell kostenlos, seit 2007 werden auch weiterführende Schulen teilweise gefördert. Trotzdem müssen viele Familien Schulgeld zahlen, da zahlreiche Sekundarschulen privat oder kirchlich geführt werden. Zwar besuchen heute fast alle Kinder die Grundschule, doch nur etwa ein Drittel schließt die sieben Jahre ab. Weniger als jede:r Fünfte erreichen den Sekundarabschluss und nur rund acht Prozent der jungen Menschen studieren an einer Hochschule.

Abbildung 1: Höchster Bildungsabschluss von Personen im Alter von 15 Jahren und älter (in %). Quelle: Uganda National Household Survey 2019/2020

Große Unterschiede ab der Sekundarstufe

Die Alphabetisierungsrate der über Zehnjährigen lag 2020 bei rund 76 Prozent (in Österreich fast 99 Prozent). Doch nur etwa jedes fünfte Grundschulkind kann am Ende der Klasse flüssig lesen. Zu Beginn sind Buben und Mädchen gleichauf: etwa 52 Prozent der Buben und 54 Prozent der Mädchen schließen die Grundschule ab. Danach öffnet sich die Schere: Rund 24 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sind bereits Mütter oder schwanger, fast jede dritte junge Frau heiratet vor dem 18. Geburtstag. Auch regionale Unterschiede sind groß: Kinder in der Hauptstadt Kampala sind 30–40 Prozentpunkte häufiger alphabetisiert als Kinder im entlegenen Norden.

Die Herausforderungen sind vielfältig. Laut UNICEF sind finanzielle Hürden das größte Problem. Familien können Schulgeld, Uniformen, Lernmaterial oder Mahlzeiten oft nicht bezahlen. Es gibt zu wenige qualifizierte Lehrkräfte: 2016 stellte die UNESCO fest, dass Uganda den größten Mangel an Lehrkräften im Verhältnis zum benötigten Wachstum für das Bildungsziel 2030 hat. Noch immer liegt das Verhältnis bei etwa 1:65 statt des empfohlenen 1:40. Niedrige Bezahlung zwingt viele Lehrkräfte zu Nebenjobs, was zu häufigem Fehlen führt. Zudem erfüllen weniger als die Hälfte der neuen Lehrer:innen Mindeststandards in Englisch oder Mathematik.

Abbildung 2: Länder, die voraussichtlich nach 2030 die Lücke schließen werden. Quelle: UNESCO Institute of Statistics

Besonders Mädchen sind benachteiligt

Viele Schulen verfügen nicht über ausreichende Gebäude, Tische, Toiletten oder Bücher. Auf dem Land findet Unterricht teils in Blechhütten oder unter Bäumen statt – Bedingungen, die besonders Mädchen aufgrund der hygienischen Bedingungen vom Schulbesuch abhalten. Frühe Heirat und Schwangerschaft unterbrechen die Ausbildung. In abgelegenen Regionen müssen Kinder weite Strecken zu Fuß gehen, Dürre und nomadisches Leben erschweren den regelmäßigen Unterricht. Politische Instabilität und Flüchtlingsströme, etwa aus der DR Kongo oder dem Südsudan, bringen zusätzliche Belastungen. Obwohl Uganda über 1,6 Millionen Geflüchtete aufnimmt und deren Kinder in Schulen integriert, sind die Kapazitäten überfordert. Hinzu kommt eine chronische Unterfinanzierung: Uganda gibt nur 8–9 Prozent des Staatshaushalts für Bildung aus, empfohlen wären 15–20 Prozent.

UNICEF empfiehlt daher: Armutshürden abbauen (Schulmahlzeiten, Stipendien, soziale Unterstützung), Lehrkräfte professionalisieren und besser bezahlen, mehr Schulgebäude und Infrastruktur errichten, Mädchen durch flexible Lernangebote und Kampf gegen Kinderehen fördern, digitale Bildungsangebote für entlegene Regionen ausbauen, Flüchtlingskinder gezielt unterstützen und den Bildungsanteil im Staatshaushalt auf 20 Prozent erhöhen.

Ugandas Bildungssystem ist zwar stark gewachsen – 2019 besuchten über 10,8 Millionen Kinder die Grundschule –, doch bleiben Alphabetisierung und Abschlussquoten weit hinter europäischen Standards zurück. Armut, Lehrermangel und frühe Heiraten unterbrechen den Lernweg vieler Kinder. Dennoch gibt es Hoffnung: NGOs und Regierung arbeiten an Lösungen, von Geldhilfen und Nachhilfeprogrammen bis zu neuen Lehrer:innen-Ausbildungsmodellen. Doch wie die UNESCO warnt, bleibt Uganda in einer „Lernkrise“: Einschreibung allein garantiert weder lesen noch rechnen.

Projekte fördern Berufsausbildungen und Alphabetisierung

Bruder und Schwester in Not (BSIN) engagiert sich vor Ort in Uganda mit Projekten für Bildung, berufliche Ausbildung und Interessenvertretung. Im Distrikt Kassanda unterstützte BSIN den Aufbau eines lokalen NGO-Forums, das sich für Themen wie Schule, Gesundheit und Wasser einsetzt und Behörden an ihre Zusagen erinnert. In Norduganda (Karamoja) finanziert BSIN Berufsbildung in Handwerken wie Schneiderei, Friseurhandwerk und Schuhmacherei, damit junge Frauen und Männer eigenes Einkommen erzielen können. Besonders das Nähprogramm für Mädchen bietet eine Alternative zu früher Heirat; viele Teilnehmerinnen haben inzwischen eigene Betriebe gegründet und sind Vorbilder für ihre Gemeinden.

Durch praktische Hilfe – Ausbildung, Ausstattung, Infrastruktur – sowie durch Lobbyarbeit und gelebte Solidarität befähigt BSIN die Ärmsten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Jedes Projekt, ob Nähmaschine, Ferkel oder Schutzhaus, wird zu einem Hoffnungszeichen. So können Kinder lernen, statt zu Hause zu bleiben, junge Frauen ein Geschäft starten, statt früh zu heiraten und ganze Dorfgemeinschaften für sauberes Wasser und Schulen eintreten. Diese Geschichten zeigen, wie Mitgefühl und der Glaube an die Würde jedes Menschen Not in einen Neuanfang verwandeln können. Wer in Österreich Bildung in Uganda unterstützt – durch Patenschaften, kirchliche Projekte oder Spenden – fördert zugleich Geschlechtergerechtigkeit, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung. Lesen und schreiben zu lernen ist für Kinder in Uganda ein lebenswichtiger Rettungsanker; jedes zusätzliche Schulbuch, jede gut ausgebildete Lehrkraft und jedes Mädchen in der Schule machen einen großen Unterschied.

Text: Vineesha Srivastava. Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch verfasst (siehe unten) und für die Interseiten von Bruder und Schwester in Not automatisch übersetzt. Download Original (Englisch)

Quellen:

UNESCO Global education monitoring report https://education-profiles.org/sub-saharan- africa/uganda/~non-state-actors-in-education
UNICEF Uganda gender development report https://www.unicef.org/uganda/reports/gender- development-uganda
UNESCO IICBA report https://www.iicba.unesco.org/en/uganda
UNICEF 2024 report on Overcoming the Challenges of Education in Uganda https:// www.unicef.org/uganda/media/16861/file
UNESCO UIS data browser https://databrowser.uis.unesco.org/
alle: Sept. 2025