Biogas als treibende Kraft für geschlechtergerechtes Kochen?
Oder „Wie Biogas traditionelle Rollenbildern aufbrechen kann“
Mzee Oketta Wilson Willy zeigt seinen energiesparenden Herd und die dazugehörige Biogasanlage gern her. Nicht umsonst ist er stolz darauf, versorgt sie doch nicht nur seine Familie, sondern auch zwei weitere Großfamilien in der Nachbarschaft mit Gas für die Kochgelegenheiten. Seit seine Familie die Anlage besitzt, kocht auch er für die Familie, berichtet der 72-Jährige Vater von fünf erwachsenen Kindern, der in seinem Dorf Labwor Oyeng in Lamwo District, Uganda, die Funktion des Ortsvorstehers bekleidet.
„Meine Familie kochte früher mit Brennholz“, erzählt er, „und manchmal auch mit Holzkohle. Wir verbrachten viel Zeit mit dem Sammeln von Brennholz und mussten auch viel Geld für den Kauf von Brennholz und Holzkohle ausgeben.“ Damals wäre es ihm nicht eingefallen, für sich und seine Familie zu kochen, weil er Schwierigkeiten damit hatte, das Brennholz zu verwenden.
Eines Tages hörte er in den lokalen Radiosendern von der Förderung der Biogasanlagen durch die Caritas Gulu. „Das hat mich motiviert, mich mit dem Programm-Manager in seinem Büro in Kitgum zu treffen, um zu erfahren, wie ich an dem Projekt teilnehmen kann!“, meint Mzee Oketta. Seine Familie hat genug Tiere, um Dung für den Biogasfermenter zu liefern und er war auch bereit, sich selbst an den Kosten zu beteiligen.
Die Caritas Gulu schickte daraufhin ein Team von Technikern zu seinem Haus, um den Ort zu begutachten und zu überprüfen, ob ein Minimum von fünf Tieren vorhanden sei, eine Zahl, die die Familie leicht erfüllte. Somit stand dem Bau einer Biogasanlage nichts im Weg.
Geteilte Kosten und Workshops
„Die Caritas Gulu und meine Familie teilten uns die Kosten für alles“, so Mzee Okette und er zählt auf, was alles nötig war: „Der Aushub der Grube, Sand, Zement, Zuschlagstoffe, Metallstangen, Rohre, Arbeitskräfte, geschweißtes Drahtgeflecht, Ziegel, wasserfesten Zement, PVC-Rohre, Herd, Wasser, Verpflegung und Unterkunft für die Biogastechniker.“ Die Caritas Gulu unterstützte den Bau der Biogasanlagen und schulte ihn in Betrieb und Wartung des Biogassystems. Seiner Familie wurden Biogasöfen, Traktorschläuche für die gemeinsame Nutzung des Biogases mit den Nachbarn zur Verfügung gestellt. Zusätzlich nahm er noch an Workshops zum Thema Gartenbau teil, um die Ernährung gesünder gestalten zu können.
Heute profitieren Mzee Oketta und seine Familie mehrfach von Biogas, da sie keinen Rauch mehr in der Küche haben und gleichzeitig jederzeit kochen können, ohne sich Gedanken über die Suche nach Feuerholz machen – eine Aufgabe, die früher Stunden in Anspruch genommen hat. Sie müssen kein Geld für Feuerholz oder Holzkohle ausgeben und sie können sich die Aufgaben beim Kochen untereinander aufteilen.
Drei Großfamilien profitieren von der Anlage
Mzee Oketta übernimmt nun bereitwillig in der Küche die Essenszubereitung und hat zusätzlich Zeit, um andere Arbeiten zu erledigen oder sich in der gewonnenen Zeit auch einfach einmal auszuruhen.
„Ich kann jetzt problemlos Gemüse in meinem eigenen Gehöft anbauen, um meine Ernährung zu verbessern. Außerdem teile ich mir die Biogasnutzung mit zwei Mitgliedern der Gemeinschaft, die Traktorschläuche benutzen", sagt er.
Täglich, so Mzee Okette, kämen interessierte Gemeindemitglieder, die gerne mehr über die Anlagen erfahren möchten. Seine Aufgabe sei nun, diese an das Büro der Caritas Gulu in Kitgum zu verweisen.
Text: V. Stocker/ SSK