14.12.2023

1963 – 2023: 60 Jahre Verbindung zu Bolivien

Der dritte Adventsonntag ist der Höhepunkt der Adventsammlung von Bruder und Schwester in Not

Der dritte Adventsonntag ist traditionell der Höhepunkt der Adventsammlung von Bruder und Schwester in Not. 2023 ermöglichen Spender:innen benachteiligten Kindern einen Schulabschluss, um aus dem Kreislauf der Armut auszusteigen. Die Zusammenarbeit mit Organisationen in dem lateinamerikanischen Land hat bei Bruder und Schwester in Not lange Tradition: Auch 1963, genau vor 60 Jahren, wurde für ein bolivianisches Projekt gesammelt. Mit den Spenden konnte damals ein TBC-Spital für die indigene Bevölkerung fertiggestellt werden.

"Vielfältiges Land mit großen Herausforderungen"

Magdalena Wiesmüller, Geschäftsführerin von Bruder und Schwester in Not: „Seit 60 Jahren besteht eine solidarische Verbindung zu Bolivien, einem vielfältigen Land mit großen Herausforderungen wie Ungleichheit, Armut und Klimawandel. Davon ist vor allem die benachteiligte Bevölkerung betroffen. Zahlreiche Projekte wurden seither umgesetzt, die konkret und wirksam den Menschen vor Ort zugutekommen. Wir hoffen auch weiterhin mit der Unterstützung aus Tirol Kindern und Erwachsenen ein Leben in Würde und ohne Armut zu ermöglichen.“

Ausstieg aus dem Armutskreislauf durch Bildung

1963 war die Region Chiquitos mit Tirol durch zahlreichen Ordensleute und Freiwillige aus Tirol verbunden, die dort lebten und arbeiteten. Durch die Adventsammlung wurde das Krankenhaus „Santa Isabel“ in San Ignacio unterstützt. 60 Jahre später stehen benachteiligte Kinder in der Großstadt Cochabamba im Fokus der Adventsammlung. Bildung ist für sie eine der wenigen Möglichkeiten, dem Armutskreislauf zur entkommen. In Villa Flores, einem Viertel im armen Süden der bolivianischen Stadt, leben in nächster Nähe zur städtischen Mülldeponie besonders viele sozial benachteiligte Familien. Der Verkauf recycelbarer Materialien wie Plastik und Metall ermöglicht den Menschen, die vom Land in die Stadt gezogen sind, ein bescheidenes Einkommen. Die Kinder der Familien wachsen unter schwierigen Bedingungen auf und haben eingeschränkte Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Organisation Kawsay Muju bietet in Zusammenarbeit mit Bruder und Schwester in Not benachteiligten Kindern nicht nur schulische Unterstützung, sondern auch gesundes Essen und ganzheitliche Fördermöglichkeiten an.

>> Zum Hauptprojekt 2023

15. Dezember 1963: „Spendet, was ein Karl May kostet!“

Bolivien ist auch heute eines der lateinamerikanischen Länder mit dem höchsten Anteil indigener Bevölkerung. 20% gehören einer indigenen Gruppe an, weitere 68% stammen teilweise von Indigenen ab.

>> Mehr über Bolivien

1963 schildert die Ordensfrau Sr. Angela Flatz die Situation der indigenen Bevölkerung drastisch in ihren Briefen in die Heimat. Ihr Einsatz für die Menschen in Bolivien ist einigen bolivianischen Projektpartner:innen von Bruder und Schwester in Not immer noch ein Begriff. Über die Diskiminierung indigener Kinder durch Erziehungspersonen schreibt sie 1963, über weite Entfernungen, wenig Arbeit und Steppenbrände. Sie betont die Wichtigkeit des TBC-Spitals für die Gesundheitsversorgung. Bischof Paulus Rusch rief den Menschen in Tirol ihre Vorliebe für Romane wie Winnetou in Erinnerung. Dementsprechend wurde um eine Spende von 35 Schilling gebeten, „so viel, wie ein Karl May kostet!“ Gesammelt wurde damals in Tirol 3,3 Millionen Schilling. Die heurige Adventsammlung findet am 17. Dezember, dem dritten Adventsonntag ihren Höhepunkt. Nicht mit dem Gegenwert eines Abenteuerromans, aber mit 40 Euro erhalten alle betreuten Kinder an einem Tag ein gesundes Essen im Bildungszentrum, 128 Euro ermöglichen schulische Unterstützung für einen Monat.

 

Bilder unten:

Links: Eines der Fotos, die 1963 für die Sammlung nach Tirol geschickt wurden: Indigene Frauen mit Kindern vor einem Haus. 

Mitte: Schwester Angela Flatz beschrieb 1963 die Situation vor Ort.

Rechts: 2023 kommen die Spenden benachteiligten Kindern in Cochabamba zugute.

2023 werden benachteiligte Kinder in Cochabamba durch die Sammlung unterstützt.
2023 werden benachteiligte Kinder in Cochabamba durch die Sammlung unterstützt.